17. Oktober 2013 | ||
19:00 |
Musik nach den Proportionen der ersten Weltkarte (1569) von Gerhard Mercator (1512 – 1594) für Orchester & Videoprojektionen [2012/13]
Uraufführung
17. Oktober 2013 19 Uhr
Leitung: Seokwon Hong
Mit Ansichten der Erde von ISS Missionen der Astronauten
Thomas Reiter ISS013 & ISS014
Frank De Winne ISS020 & ISS021
Paolo Nespoli ISS026 & ISS027
Andre Kuipers ISS030 & ISS031
Chris Hadfield ISS035 & ISS036
Luca Parmitano ISS036 & ISS037 Rückkehr zur Erde 11/ 2013
Sich einen Überblick über den Lebensraum zu verschaffen ist den Bewohnern der Erde ein instinktives Grundbedürfnis. 1569 erstellte Gerhard Mercator, Mathematiker, Kartograph, Theologe und Philosoph, im religiös tolerant geprägten Duisburg eine in der Praxis anwendbare vollständige Weltkarte: „Nova et aucta orbis terræ descriptio ad usum navigantium emendate accomodata“. Sie ermöglichte erstmalig eine mit der Realität übereinstimmende Navigation und verewigt dadurch Mercators Namen in der Geschichte der Menschheit. Fast fünf Jahrhunderte später ist die nach ihm benannte und über die Zeit verfeinerte Formel der Mercatorprojektion alltäglich genutzte Technik für Navigationsprogramme und -software und findet darüber hinaus auch zur Kartographierung des Weltalls Verwendung.
Im Auftrag der Duisburger Philharmoniker hat die Komponistin Dorothée Hahne die Mercator-Weltkarte und Ihre Projektionen zu einem multimedialen Werk transformiert. Dazu digitalisierte sie die antike Weltansicht und entzerrte Sie analog zur Mercatorprojektion in eine Datenmatrix, die Sie in Notenwerte uminterpretiert. Entsprechend des zur Zeit Mercators vorherrschenden geistigen Weltbildes und des sich gleichzeitig etablierenden ionischen Kirchenmodus (der heutigen Dur-Tonleiter) basiert Hahnes Komposition auf dem Grundton C. Aus dem so entstandenem Notentext entwickelt sie Kompositionstechniken, mit denen Sie Form und Struktur des Mercatorschen Weltbildes würdigt und stilbildend hörbar werden läßt.
Das klingende Abbild der historischen Weltsicht setzt Hahne in einen Dialog mit in Bewegung versetzten und projizierten fotographischen Ansichten der Erde, die fünf Jahrhunderte nach Mercator von Astronauten aus dem Orbit gemacht wurden. Während der Uraufführung der vertonten Weltkarte umkreisen zeitgleich Astronauten in der Internationalen Raumstation (ISS) die Erde und veröffentlichen aktuell fotografierte Bilder über das Internet.
Die Wahrnehmung von der überwältigenden Größe und Vollkommenheit des heimatlichen Planeten im Vergleich zur Winzigkeit des Individuums bewirkt bei den Raumfahrern den sogenannten „Overview-Effekt“. Diese überwältigende Erfahrung verändert auch auf seelischer Ebene die Perspektive auf den Planeten Erde und die darauf lebende Menschheit. Charakteristisch dafür sind die Gefühle von Ehrfurcht, ein tiefes Verständnis der Verbundenheit allen Lebens und ein neues Empfinden der Eigenverantwortung zur Wertschätzung und Erhaltung dieser einzigartigen Welt.
Für Dorothée Hahne steht die Internationalen Raumstation (ISS), die in Zusammenarbeit von mehreren Nationen realisiert wird, die zum Teil in früheren Zeiten verfeindet waren, als Musterbeispiel für die Vision eines zukünftigen globalen friedlichen Miteinanders.
“Komponieren ist eine Entdeckungsreise, um Wesentliches hörbar werden zu lassen.“ Dorothée Hahne
Alle Bilder mit der freundlichen Unterstützung und Genehmigung der NASA/ESA.
Fotografien mit Ansichten der Erde von den Astronauten (in chronologischer Reihenfolge der ISS Missionen): Thomas Reiter (Mission ISS013 und ISS014), Frank De Winne (Mission ISS020 und ISS021), Paolo Nespoli (Mission ISS026 und ISS027), Andre Kuipers (Mission ISS030 und ISS031), Chris Hadfield (Mission ISS035 und ISS036) und Luca Parmitano (Mission ISS036 und ISS037 – geplante Rückkehr zur Erde im November 2013)
Herzlichen Dank an Chris Hadfield, Evan Hadfield und Andreas Schepers (ESA/ESOC) und Reinhard Hubert.
Der Kompositonsauftrag der Duisburger Philharmoniker ist gefördert vom Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen